Quartalsbericht Q1-2021: Stetige Erholung
Vier Mal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen für das vorangegangene Quartal. In diesem Beitrag zum 1. Quartal 2021 erhalten unsere Anleger*innen und alle Interessierten einen Einblick in die Geschäftsentwicklung sowie zusätzliche Hintergrundinformationen.
Wiederaufbau nach der Krise
Nach den Herausforderungen, die die Covid-19-Pandemie mit sich gebracht hat, schloss Oikocredit das Jahr 2020 mit verhaltenem Optimismus. Mit einem Nettogewinn von 11,9 Millionen Euro ist das Ergebnis im ersten Quartal 2021 besser ausgefallen als erwartet. Der Nettoinventarwert (NAV) pro Anteil stieg von 210,50 Euro auf 213,11 Euro und ist damit nahezu auf dem Stand von vor der Pandemie Anfang 2020. Eine einmalige Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 9,5 Millionen Euro wirkte sich positiv auf unseren Nettogewinn sowie den NAV aus.
Ferner haben wir beim Wiederaufbau unseres Kredit- und Investmentportfolios wie auch bei der Unterstützung neuer Partner in Afrika, Asien und Lateinamerika erste erfreuliche Ergebnisse erzielt. Unser Projektfinanzierungsportfolio legte im ersten Quartal insgesamt um 1,3 Prozent zu – von 845,1 Millionen Euro auf 856,3 Millionen Euro – liegt damit jedoch immer noch unter dem Niveau von Anfang 2020 (1.064,6 Millionen Euro). Der Anteil ausfallgefährdeter Projekte („PAR 90“), also der Anteil von Darlehen, bei denen die Rückzahlungen 90 Tage überfällig sind (außer bei gewährten Zahlungspausen), ging von 5,8 Prozent (Q4 2020) auf 5,6 Prozent zurück.
Dank unserer außerordentlich engagierten Mitglieder und Anleger*innen konnten wir weitere Kapitalzuflüsse in Höhe von 13,2 Millionen Euro verzeichnen. Damit liegt unser Mitgliederkapital bei insgesamt 1.117,3 Millionen Euro gegenüber 1.104,1 Millionen Euro Ende 2020. Wir freuen uns sehr über diesen Anstieg und das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Mit 31 Prozent weisen wir eine robuste Liquiditätsposition auf, die den weiteren Ausbau unseres Projektfinanzierungsportfolios sowie die Anteilsausgabe und -rücknahme ermöglicht.
Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen
Zu Jahresbeginn verlief das Portfoliowachstum relativ langsam, da die lokale Wirtschaft vielfach stagnierte bzw. sich nur schleppend erholte. Hinzu kamen eine eher begrenzte Kreditnachfrage und starker Wettbewerb unter den Anbietern. Im weiteren Verlauf des ersten Quartals erlebten wir einen steilen Anstieg der Kreditnachfrage aufseiten unserer Partner, allen voran in Indien. Damit konnten wir unserem Anspruch gerecht werden, unser Portfolio weiter auszubauen. Zudem sank die Zahl der Partner, die eine Zahlungspause in Anspruch nehmen mussten, von 69 Ende Q4 2020 auf nunmehr 37. Ein Zeichen dafür, dass sich die Portfolioqualität verbessert.
Wir haben die Methode zur Bildung von Rückstellungen für Länderrisiken angepasst. Sie entspricht jetzt den Best Practices im Finanzsektor sowie den niederländischen Bilanzierungsstandards (Dutch GAAP). Damit waren wir in der Lage, nun unsere Rückstellungen für Kreditverluste zu senken und in Höhe von 9,5 Millionen Euro aufzulösen. Dies trug unmittelbar zu unserem Quartalsergebnis bei. Wir sind derzeit dabei, die bilanzielle Bewertung unserer Kapitalbeteiligungen zu überarbeiten. Dies dürfte sich positiv auf die Ergebnisse des vierten Quartals auswirken.
Die Ergebnisse des ersten Quartals profitierten teilweise auch von der Stärkung des US-Dollars, da sich dadurch der Wert unseres Portfolios in Dollar und an den Dollar gebundenen Lokalwährungen in Lateinamerika und der Karibik erhöhte. Wir verzeichneten im Quartal daher leicht positive Fremdwährungseffekte. Andererseits führten die höheren Zinsen in den USA zu geringfügigen Verlusten bei unseren Anlagen im Anleihenportfolio.
Unsere Partner und Mitarbeiter*innen
Wir setzen die aufmerksame Begleitung unserer Partner fort: 90 Prozent tilgen ihre Kredite nun planmäßig. Selbst in Ländern, die besonders schwer von der Pandemie betroffen sind, wie Brasilien und Indien, haben unsere Partner die Situation bislang recht gut bewältigt. Wir sind uns allerdings bewusst, dass sich das nach wie vor rasch ändern kann. Wir werden unsere Partner auch weiterhin gezielt und engagiert begleiten und betreuen; diese Herangehensweise trägt unserer Ansicht nach ebenfalls zur Qualität unseres Portfolios bei.
Sorgen bereitet uns allerdings die weltweite Ungleichheit beim Zugang zu Covid-19-Impfstoffen. Das betrifft viele unserer Partner und deren Kund*innen. Das Gesundheitsrisiko für die Menschheit wird so lange bestehen bleiben, wie einige Länder vom präventiven Nutzen der Impfung ausgeschlossen sind.
Die meisten unserer weltweiten Mitarbeiter*innen arbeiten seit Beginn 2020 im Homeoffice. Eine Herausforderung, die es zu meistern galt und für viele schwierig war. Das persönliche Wohlbefinden unserer Mitarbeiter*innen hat auch weiterhin Priorität.
Zwei Mitglieder unseres Vorstands, Geschäftsführer Thos Gieskes und die Direktorin für Personal und Wandel, Petra Lens, haben angekündigt, noch in diesem Jahr aus unserer Genossenschaft auszuscheiden. Beide haben Herausragendes für Oikocredit geleistet. Die Nachfolgeplanung für beide Positionen hat bereits begonnen.
Neue Initiativen
Wir haben zwei neue Initiativen auf den Weg gebracht. Bei der ersten handelt es sich um ein digitales Online-Partnerportal, um die Begleitung unserer Partner zu stärken, den Informationsaustausch zu verbessern und die Kommunikation zu beschleunigen. Alle unsere Partnerorganisationen haben Zugang zu dem Portal: 98 Prozent laden bereits ihre Quartalsberichte über das Portal hoch.
Bei der zweiten Initiative handelt es sich um eine von Oikocredit-Partnern im inklusiven Finanzwesen durchzuführende Umfrage zur Wahrnehmung durch ihre Kund*innen. Die Umfrage wird derzeit bereits von fünf unserer Partner durchgeführt und soll Aufschluss geben, wie hilfreich und wirksam Kredite aus Kundenperspektive für die Verbesserung ihrer Lebensumstände sind. Geplant ist, dass im Jahresverlauf noch weitere 30 Partner mit ihren Kund*innen die Befragung durchführen.
Weiterer Ausblick
Die Quartalsergebnisse stimmen uns zuversichtlich, dass Oikocredits Portfolio in diesem Jahr die Verluste aus dem Vorjahr ausgleichen kann. Wir gehen davon aus, dass mit dem gezielten Ausbau des Portfolios auch unsere Erträge wieder steigen werden. Doch wir bleiben vorsichtig. Unsere Schwerpunktländer sind immer noch von großer wirtschaftlicher Ungewissheit geprägt. Oikocredit setzt weiterhin auf strikte Kostenkontrolle und Wachsamkeit gegenüber etwaigen Risiken, sei es infolge von Covid-19 oder anderen unvorhergesehenen Entwicklungen.
Im Juni findet unsere digitale Generalversammlung statt – online. Alle Mitglieder der Genossenschaft können daran teilnehmen. Dort werden wir über die Fortschritte unserer neuen werteorientierten Vierjahresstrategie berichten. Durch die Pandemie kam es bei der Umsetzung zu Verzögerungen. Bis Ende des Jahres soll die neue Strategie ausgerollt werden.
Darüber hinaus werden wir im Zuge der Entwicklung regulatorischer Rahmenbedingungen kontinuierlich unser Organisationsmodell für nachhaltige Geldanlage überprüfen und, wo nötige, anpassen. Wir setzen auf Umsicht, Kontinuität und die Schaffung von Zukunftsperspektiven, während sich die lokale Wirtschaft und der Bereich Projektfinanzierung allmählich wieder erholen.